Der Begriff “Gap Year” bezeichnet den Zeitraum zwischen wichtigen Lebensabschnitten und wird oft mit “Auszeitjahr” übersetzt.
Wenn du überlegst, was du nach deiner Matura oder dem Bachelor-Studium machen möchtest, könnte das Gap Year eine wunderbare Möglichkeit sein, etwas Neues auszuprobieren. In diesem Jahr geht es hauptsächlich darum, Erfahrungen zu sammeln und Neues zu lernen, aber auch deinen Interessen nachzugehen und das zu machen, wozu du Lust hast.
Hat es dich schon immer in ein bestimmtes Land gezogen? Möchtest du dich in neuen Projekten ausleben? Jetzt ist die beste Gelegenheit dafür. Lass uns die Möglichkeiten und Vorteile eines Gap Years mal genauer beleuchten.
Ins Ausland – aber knapp bei Kasse?
Dich zieht es ins Ausland, aber dein magerer Kontostand hält dich zurück? Keine Sorge, das geht sehr vielen Maturant:innen nach ihrem Abschluss so. Du musst deinen Traum nicht aufgeben, nur weil du knapp bei Kasse bist. Dafür gibt es andere Möglichkeiten.
Du könntest als Au-pair in einer Gastfamilie leben, dort die Kinder betreuen und im Haushalt helfen. Als Gegenleistung hast du ein eigenes Zimmer, isst zusammen mit der Familie und bekommst auch noch ein Taschengeld. Es gibt verschiedene Organisationen, die Au-Pairs vermitteln oder du schaust dich bei den diversen Online-Plattformen um und suchst dir dort eine passende Familie.
Eine andere Option ist Work & Travel. Hier finanzierst du deine Reisen mit Gelegenheitsjobs, wobei diese in unterschiedlichen Branchen möglich sind und mitunter auch von deiner bisherigen Ausbildung oder Arbeitserfahrungen abhängen. So könnte man z.B. in Neuseeland einige Monate auf einer Obstplantage arbeiten und Beeren pflücken um dann wieder Geld fürs Reisen zu haben.
Wenn du dich lieber sozial engagieren möchtest, kannst du auch einen Freiwilligendienst im Ausland (gilt in Österreich oft auch als Ersatz für den Zivildienst) absolvieren, allerdings bedarf es hier meist einer längeren Vorbereitungsphase da manchmal auch die Landessprache erlernt werden sollte.
Boost für deine Sprachkenntnisse
Möchtest du deine Sprachkenntnisse verbessern, dann kommt auch ein intensiver mehrwöchiger Sprachkurs, ein Multi-Sprachenjahr (in dem du z.B. drei verschiedene Sprachen mehrere Monate lang lernst bzw. perfektionierst) oder auch ein High-School-Year in Frage. Letzteres ist auch nach der Matura möglich und erlaubt dir einen Einblick in ein anderes Schulsystem – manche machen sogar einen zweiten Schulabschluss dort.
Du magst gar nicht so weit weg? Optionen fürs Inland
Nicht alle zieht es aber hinaus in die Welt, daher möchte ich dir auch einige Möglichkeiten aufzeigen, wie man im Inland eine spannende Auszeit verbringen kann. Das Freiwillige Soziale Jahr kann in verschiedensten Bereichen und Einrichtungen gemacht werden, je nach deinen Interessen und vielleicht schon in Hinblick auf eine zukünftige Ausbildung bzw. Studienrichtung.
Wenn du dich mehr für Umweltthemen interessierst, dann kannst du auch ein Freiwilliges Umweltjahr absolvieren. Beide Optionen können den Zivildienst ersetzen.
Natürlich kannst du dir auch einfach einen bezahlten Job suchen oder ein Praktikum machen – idealerweise in einer Branche, die dich wirklich interessiert und so auch als Orientierung für deinen weiteren Ausbildungsweg dient. Leider sind jedoch nicht alle Praktika bezahlt, insbesondere wenn du in einer bestimmten Firma oder Organisation arbeiten möchtest.
Dennoch kann es eine sehr wertvolle Erfahrung für dich sein, weil du dadurch einen wirklich guten Einblick in einen bestimmten Beruf erlangst. So kannst du dich anschließend bewusst dafür oder dagegen entscheiden. Durch zuvor absolvierte Praktika können viele Studien- und Ausbildungsabbrüche vermieden werden.
Wenn das Medizinstudium dein Favorit ist, du aber die Aufnahmeprüfung beim ersten Mal nicht geschafft hast oder du vielleicht noch gar nicht angetreten bist, kannst du das Jahr nutzen, indem du die Rettungssanitäter Ausbildung machst und bereits interessante Erfahrungen gewinnst. Bei mehreren “Wartesemestern” ist es sogar denkbar, eine komplette Ausbildung im medizinischen Bereich wie z.B. der Krankenpflege zu machen und – zumindest in Deutschland – somit auch die Chancen auf einen Studienplatz zu verbessern.
Was bringt dir ein Gap-Year?
Ein Gap-Year hat auf jeden Fall viele Vorteile: Du gewinnst einen guten Abstand zum „klassischen Lernen“ und kannst nach anstrengenden Jahren in der Schule mal etwas ganz anderes machen. Es macht sich nicht nur gut in deinem Lebenslauf und bietet einen interessanten Anknüpfungspunkt in Bewerbungsgesprächen, sondern du profitierst sicher auch in Bezug auf deine persönliche Entwicklung und stärkst deine Persönlichkeit. Es wird sehr wahrscheinlich einige ungewohnte Situationen und Herausforderungen in dieser Zeit geben, in denen du gefordert wirst, flexibel zu sein und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Und mit jeder dieser Entscheidungen wirst du selbstsicherer und mutiger. Du entdeckst deine eigenen Stärken und erkennst, was für dich wichtig ist und wie du dich dafür einsetzt. Nach diesem Jahr bist du um wertvolle Erfahrungen reicher und kannst mit einem guten Rüstzeug deinen weiteren Berufsweg gehen. Wenn du dein Gap Year im Ausland verbringst, lernst du ein Land, eine andere Kultur und Lebensweise intensiv kennen und kannst deine Fremdsprachenkenntnisse verbessern oder du lernst sogar eine völlig neue Sprache. Dadurch erwirbst du sicher wertvolle interkulturelle Kompetenzen, die für deine spätere berufliche Tätigkeit von großem Vorteil sein können und auch von Arbeitgebern geschätzt werden.
Mein Gap-Year in Kanada
Ich habe übrigens nach meiner Matura fast ein Jahr als Au-pair in Toronto – Kanada verbracht. Ich hatte großes Glück mit meinen Gasteltern und den drei Kindern im Alter von 3 bis 8 Jahren. Ich besuchte dort nicht nur einen Englischkurs, sondern auch einen Kurs für “American Sign Language”, in dem wir lernten, ein Lied mit Gesten zu “singen”. Meine freien Wochenenden verbrachte ich vor allem mit Sightseeing und Ausflügen mit anderen Au-pairs und sogar eine Reise in die Karibik stand am Programm. Ich habe in dieser Zeit unheimlich viel beobachten und lernen können und durch die schwierigen Situationen, die ich meisterte, konnte ich so viel Selbstvertrauen gewinnen, dass mir künftige Entscheidungen leichter fielen. Dieses Jahr möchte ich auf keinen Fall missen und noch heute habe ich Kontakt zu der Familie aus meiner Au-pair Zeit.
Du siehst also: Ich kann dir von meinen Erfahrungen her absolut zu einem Gap Year raten. Wenn du noch Fragen hast oder Hilfe benötigst, wie du es für dich umsetzen kannst, komm gerne auf mich zu.